Altersgerecht Umbauen :
Ein Beispiel aus der Nordstadt
Im Jahr 2010 hat Herr Martin Kurandt ein Wohnhaus auf dem Ölberg erworben. Das Haus wurde im Jahr 1957 erbaut und hat daher, die zum damaligen Zeitpunkt übliche Aufteilung in zwei kleinere Wohneinheiten, mit jeweils eigenem Zugang über das Treppenhaus.
Grundriss der Wohnung
Für einen Bewohner der auf eine Gehhilfe oder einen Rollstuhl angewiesen ist, sind die zu erwartenden Probleme bereits aus der originalen Grundrisszeichnung der Erdgeschosswohnung ersichtlich.
Die für das Baujahr typische Aufteilung des Wohnraums, die kleinen Bädern und Küchen, lassen das Gebäude zuerst einmal als völlig ungeeignet für ein barrierefreies Wohnen erscheinen. Es fehlt in der ganzen Wohnung an freiem Bewegungsraum. Dies gilt insbesondere für das Badezimmer.
Durch Zusammenlegung der beiden kleinen Wohnungen, Schaffung eines barrierefreien Zugangs über den Hof des Hauses und einige leichte Veränderungen am Grundrisses der Wohnung war es jedoch möglich, bei vertretbarem Aufwand ein altersgerechtes Wohnen zu ermöglichen.
Der Zugang zur Wohnung
Vor dem Umbau war der einzige Zugang zur Wohnung im Erdgeschoss der Weg durch das Treppenhaus. Um vom Straßenniveau zum Eingang der Erdgeschosswohnung zu gelangen, sind insgesamt 5 Stufen zu überwinden.
Wie man auf dem Foto sieht, wäre es schon aufgrund der Enge im Treppenhaus sehr schwierig gewesen diesen Weg so zu gestalten, dass man auch mit einem Rollstuhl in die Wohnung gelangen könnte. Zum Glück gehört zum Haus auch noch eine Hinterhof mit ebenerdigem Zufahrt. Die Größe des Hofes war ausreichend um eine Rampe zu errichten, über die man die Terrasse der Wohnung im Erdgeschoss erreichen kann.
Neuer Zugang über eine Rampe
Über die Rampe (bei den Aufnahmen noch im Bau befindlich) ist es heute problemlos möglich mit einem Rollstuhl oder einer Gehhilfe in die Wohnung zu gelangen.
Bei Einbau der Terrassentür wurde natürlich darauf geachtet die Türschwelle so flach wie möglich zu halten, damit hier kein neues Hindernis entsteht.
Erhöhte Bewegungsfreiheit in der Wohnung
Um den Bewohnern innerhalb der Wohnung eine maximale Bewegungsfreiheit zu ermöglichen, wurden an mehreren Stellen Wanddurchbrüche gemacht. Hierdurch wurde der Raum für einen großen Küchenbereich geschaffen.
Eine Verbreiterung des Durchgangs zum Flur, erbrachte zusätzlichen Raumgewinn wodurch auch der Zugang zum neu gestalteten Bad barrierefrei wurde.
Eine der Anforderungen bei der mit Mitteln der öffentlichen Hand geförderten Umbaumaßnahmen ist, dass alle Türblätter eine Mindestbreite von 86cm aufweisen.
Für den Bauherren stellt die Erfüllung dieser Norm jedoch kein Problem dar. Diese Mindestbreite wird schon von jeder normalen Standardtür erfüllt, wie sie zum Beispiel auch in Baumärkten angeboten werden.
Das barrierefreie Badezimmer
Die wichtigste Forderung an ein Badezimmer in einer altersgerecht gestalteten Wohnung ist, neben der Schwellenfreiheit, wiederum die Schaffung von Bewegungsräumen. Grundsätzlich muss genug Platz vorhanden sein, dass sich der Bewohner auch mit einer Gehhilfe oder einem Rollstuhl bequem drehen und ungehindert bewegen kann. Es sollte auch bedacht werden, dass Angehörige oder Pflegekräfte eventuell Hilfestellung leisten müssen, und daher entsprechende Räume notwendig sind.
Wie man auf dem Foto gut erkennen kann, wurde bei der Neugestaltung des Bades ganz auf Duschabtrennungen aus Glas oder Kunststoff verzichtet. In einem barrierefrei gestaltetem Bad ist ein einfacher Duschvorhang zumeist die einfachste und beste Lösung. Gleichzeitig sieht man hieran, dass der Umbau eines Badezimmers unter dem Gesichtspunkt der Barrierefreiheit nicht unbedingt auch eine finanzielle Herausforderung sein muss.
Im vorliegenden Fall wurden durch den bewussten Verzicht auf eine teure (und unpraktische) Duschabtrennung, die Mehrkosten für die bodengleiche Duschtasse und die im Bild sichtbaren Armstützen an der Toilettenschüssel mehr als ausgeglichen.
Einige der Optimierungen hin zu einem barrierefreien Wohnumfeld sind sogar ohne jeglichen finanziellen Mehraufwand zu verwirklichen.
So ist es zum Beispiel ausreichend, eine neue Toilettenschüssel lediglich in der richtigen Höhe (mindestens 50cm) zu montieren, damit sie die Erfordernisse einer altersgerechten Wohnung erfüllt.